Würde wahren – Respekt statt Objektiv

Eine Kampagne von UNSICHTBAR e. V. aus Ennepetal/NRW

Sie werden verdroschen, zusammengetreten, erstochen, erschlagen, angezündet, ermordet: Jeden Tag fallen in Deutschland mindestens sechs obdachlose Personen einer Gewalttat zum Opfer. Keiner kennt die Dunkelziffer.

Diese Taten werden meist im Dunkeln verübt, gerne in finsteren Ecken, in die aus gutem Grund weder Politik noch Gesellschaft gerne schauen: In diesen Ecken wird ihr Versagen deutlich. Wer auf der Straße lebt, wird zum öffentlichen Gut, büßt den Schutz der Gemeinschaft ein, wird beleidigt, bespuckt oder verletzt und zahlt für ein bisschen Unterstützung oder Freundlichkeit mit seinen Rechten. „Würde wahren – Respekt statt Objektiv“ will wecken. Obdachlosigkeit und Armut sind vor allem in den Städten längst im Straßenbild Deutschlands angekommen. Und dazu gehören auch die rasant wachsende Gewalt gegen die betroffenen Personen und deren zunehmende Entrechtung. Mit meistens bester Absicht werden Bilder und Filme dieser Menschen benutzt, um dem Elend und der Armut der Straße ein werbefähiges Gesicht zu geben. Schlafende, betrunkene oder einfach nur müde Menschen werden fotografiert und ins Netz gebracht, identifizierbare Schlaf- und Aufenthaltsplätze veröffentlicht, und die sozialen Medien sind voll von Clips, in denen vermeintliche Wohltäter sich mit großzügigen Geschenken an Bedürftige profilieren – ohne dass diese Personen wissen, dass sie in dieser Situation gefilmt werden und „Clickbait“ sind. Und ohne zu wissen, was das für Konsequenzen haben kann.

„Klick!“ – mit gutem Willen strafbar gemacht

Wir unterstellen absolut allen, die sich für bedürftige Menschen einsetzen, beste Absichten und dass ihnen die Wahrung von Recht und Würde dieser Menschen wirklich am Herzen liegt. Aber jeder, der mit authentischen Bildern von Armut und Obdachlosigkeit z. B. für die Arbeit seines Vereins wirbt, muss sich im Klaren darüber sein: Solche Bilder stellen in den allermeisten Fällen Straftaten dar – geregelt im § 201a StGB „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen“ und im § 22 des Kunsturhebergesetzes

Dabei spielt die Frage, ob ein Gesicht zu erkennen ist, eine untergeordnete Rolle: Entscheidend ist die generelle Identifizierbarkeit der Person. Wer also Aufnahmen wie die oben beschriebenen anfertigt und veröffentlicht, begeht wahrscheinlich einen groben Verstoß gegen Persönlichkeitsrechte, macht sich strafbar und verletzt obendrein die Würde dieser Menschen – die immer noch eines der höchsten Güter unserer gesellschaftlichen und juristischen Landschaft ist und sein soll. Und seien wir ehrlich, selbst wenn eine unterschriebene Einverständniserklärung vorliegt – weiß die betroffene Person wirklich, was die Veröffentlichung ihres Bildes auf facebook und Co. bedeutet? Und ist es denn so schwer einzusehen, dass der Schlafplatz einer obdachlosen Person ein im Grunde genommen „privater Raum“ ist?

Bilder und Gewalt

Obendrein ist die Verbreitung solchen Bildmaterials – bedürftige Menschen, deren Alltagssituationen und vor allem die Schlafplätze Obdachloser – tatsächlich gefährlich:Der steile Anstieg von Gewalt in den letzten Jahren gegen Wohnungs- und Obdachlose läuft parallel mit der Zunahme solcher Darstellungen. Potenzielle Gewalttäter schärfen und festigen ihr Opferbild auch durch Medienrezeption – spätestens seit den 80er Jahren ist das empirisch belegt, und das Phänomen der Social Media dehnt dieses Problem rapide in alle Richtungen aus. „Die Täter haben ihr Opfer nicht gekannt“, heißt es oft, was umso wichtiger macht: Aber sie kannten ihren Opfer-Typ. Sie hatten ein Opferschema, und das lässt sich im Falle der Übergriffe gegen Obdachlose beschreiben als „arm, erwartbar schwächer als der Täter, hilf- und/oder wehrlos, der Gesellschaft scheinbar nicht zugehörig“.

Zwar sind Körperverletzungs- und Totschlagsdelikte sind in den meisten Fällen Affekthandlungen (ausgenommen natürlich Attentate aller Art) und haben ein auslösendes Moment und einen Menschen, gegen den sie sich richten: ein Opfer. Und ist dieses Opfer nicht ohnehin im Fokus des potenziellen Täters – wie etwa bei häuslicher Gewalt –, greift er quasi auf sein Opferschema zurück. Trotzdem kommt es immer wieder und immer häufiger auch vor, dass Obdachlose ganz gezielt überfallen werden: als Objekte sozialer Ablehnung, einer Demonstration von (scheinbarer oder gefühlter) Überlegenheit… oder auch schlicht einer Mutprobe. Hier zeigt sich in aller Brutalität, wie die Gesellschaft als Regulativ versagen kann und was soziale Medien anrichten können.

Unsichtbar e.V.

Hilfe für obdachlose und andere bedürftige Menschen

Da ist ein Mensch, der Hilfe benötigt?
Da diskutieren wir nicht lange.
Wir brauchen keine Nachweise.
Wir machen keinen Papierkram.

Wir handeln. Wir helfen. Wir sind da.

Warum klären wir auf

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A short description of the benefit.

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Was kannst Du machen?

Die Kampagne „Würde wahren!“ dient der Opfervermeidung: Wer auf die Darstellung von obdachlosen Menschen und ihrer Situationen verzichtet, schützt aktiv nicht nur ihre Würde, sondern auch ihr Leben.

Du kannst Dich aktiv beteiligen – und zwar ganz einfach:

 
  • Unterstütze die Kampagne, indem Du diese Website überall teilst.
  • Fordere Flyer oder Aufkleber an.
  • Achte darauf, dass mit Obdachlosen und anderen Bedürftigen anständig umgegangen wird. Was das bedeutet, findest Du mit einer einfachen Frage heraus: „Wie will ich selbst behandelt werden?“
  • Rufe im Ernstfall sofort Hilfe – wenn Du kannst und Dich traust, schreite ein!
  • Sprich auch diejenigen an, die Obdachlose und Bedürftige fotografieren oder filmen und weise sie auf die Rechte dieser Menschen hin!
  • Mach das Thema zu einem Thema in der Schule und auf der Arbeit!
  • Wenn Du in einem Verein bist, der uns unterstützen will: Schickt uns euer Logo, damit wir es auf dieser Website einbinden.
  • Wenn Dein Verein Bildmaterial wie das beschriebene benutzt, versucht, so weit wie irgendwie möglich darauf zu verzichten – auch wenn etablierte Medien es (noch) nicht tun.

Projektstimmen

“Uns ist es eine Herzensangelegenheit ....”
Holger Brandenburg
“Ich war Feuer unbd Flamme als ich davon gehört habe.....”
Rüdiger Wackwitz
“Ehrensache! Bei einer so tollen und vor allem wichtigen Kampagne dabei zu sein. Wir brauchen Personen, die voran gehen und aufzeigen, was schief läuft”
Mike Vormann

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